
© Foto: Symbolbild von pina messina auf Unsplash
Kooperationen mit Pharma-Giganten, Hightech-Forschung und trotzdem bewegt sich die Evotec-Aktie nicht richtig nach oben. Die Deutsche Bank warnte vor einem Kursziel von 4 Euro. Gleichzeitig steigen Big Player bei Evotec ein. Was aber stimmt hier nicht? Steht der Biotech-Underdog vor dem Comeback - oder knallt es bald richtig? Hier die schonungslose Analyse.
Absturz ohne Fallschirm: Über 50 Prozent Verluste, Deutsche Bank schlägt Alarm
Die Evotec-Aktie gleicht aktuell einem abstürzenden Flugzeug und die Notfallmasken sind allein für die Piloten - also nicht genug für alle da. Seit April 2024 hat das Papier über 50 Prozent an Wert verloren, sackte von stolzen knapp 15 Euro auf mickrige 6,50 Euro ab. Wenn man dies von August 2022 betrachtet, wo der Kurs noch bei knapp 30 Euro lag, sieht die Bilanz noch düsterer und vernichtender aus. Selbst die Deutsche Bank machte zuletzt weiter Druck: Sie hält ein Kursziel von 4 Euro für realistisch. Das wäre nochmal ein brutaler Cut von fast 40 Prozent auf den aktuellen Kurs. Aber Evotec kommt auch nicht in die Puschen. Letztes Quartal: Umsatz minus 5,8 Prozent, Verlust pro Aktie bei -0,22 Euro. Evotec zahlt keine Dividende, kein Wachstum, kein Plan? Dazu kommt der Führungs-Chaos: Der Finanzchef haut ab, der neue CEO muss erstmal beweisen, dass er den Laden auf Vordermann bringen kann.
Gibt es auch Lichtblicke?
Ja, Evotec hat Trumpfkarten. Die Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb (20 Millionen US-Dollar Deal) zeigt, dass die Technologieplattform des Hamburger Biotech-Spezis was taugt. KI-gestützte Wirkstoffforschung, Allianzen in Neurologie und Onkologie - das klingt nach Zukunft. Sogar Black Creek steigt ein und hält jetzt 3,13 Prozent der Anteile. ABER (und das ist ein fettes und großes Aber): die Biotech-Branche ächzt unter steigenden Zinsen, Pharma-Budgets sind unter Druck, es gibt große politische Risiken. Evotecs Kooperationen bringen zwar Cashflow, aber die Margen sind dünn - so dünn wie Papier. Und während die Konkurrenz mit Mega-Deals prahlt, kämpft Evotec mit Organisationschaos und der Frage: Ist das alles überhaupt skalierbar? Der neue CEO sollte nicht nur große Reden schwingen, sondern liefern - und zwar schnell.
Charttechnik: Meist nur ein Dead Cat Bounce (toter Katzenprung)
Schaut man auf den Chart, wird es gruselig. Seit dem geplatzten Übernahmeangebot (oder was auch immer das gewesen sein soll) im letzten Jahr, dümpelt die Aktie zunächst in einer engeren Seitwärtsrange, bevor sich dann weiterer Verkaufsdruck aufbaute und die Aktie auf fast 6 Euro im Tief drückte. Ein klarer Abwärtstrend. Der RSI bei knapp 30 bestätigt dieses Desaster auch. Der Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt liegt bei über 13 Prozent. Sowohl der kurz-, als auch mittel- und langfristige Trend deutet nach unten. Bearish bis auf die Knochen würden böse Zungen munkeln. Es gab zwar zuletzt mal ein kurzes "Highlight". Ein klitzekleiner Zucker nach oben, aber diese Mini-Rally ist beendet, bevor sie quasi begonnen war. Nahezu jeder Anstieg wird sofort mit Verkäufen bestraft, jeder Hoffnungsschimmer nur heiße Luft. Wir wollen zwar hier nicht alles schwarzmalen, aber es gibt auch kaum etwas zum Beschönigen.
Was tun? Langsam wird's echt gefährlich
Fundamental sieht es düster aus: Verluste, sinkender Umsatz, Führungswechsel. Die Partnerschaften retten den Kurs nur kurzfristig, wohl auf Dauer nicht - sie stopfen nur Löcher. Charttechnisch ist die Aktie aktuell eher ein Fall für die Short-Liste. Das sehen wohl auch viele so, denn Gerüchten zufolge ist Evotec ein begehrtes Short-Papier. Die Deutsche Bank mit 4 Euro könnte recht behalten, vielleicht ist sie sogar zu optimistisch, wenn die nächsten Quartalszahlen nochmals so richtig enttäuschen.
ABER: Wer hoch spekuliert, könnte auf Übernahme-Hoffnungen setzen. Halozyme hatte damals schon Interesse - doch solche Gerüchte sind Spielstoff für Zocker, keine wirkliche Strategie.
Wir wissen es auch nicht, was die Evotec Aktie künftig für einen Weg begleiten wird. Wenn man aber auf russisches Roulette steht, kann man sicherlich auch Evotec kaufen.
Solide Investoren aber machen sicherlich derzeit eher einen großen Bogen um das Papier, denn Hop oder Top ist eher Glücksspiel, denn wirkliches investieren.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen.
Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.