
In München ist der 142. Chirurgie Kongress zu Ende gegangen, und auch die Bundeswehr war mit einem Messestand, eigenen Sitzungsanteilen sowie Fachpersonal hochkarätig vertreten. Die Veranstaltung rückte dabei eine hochaktuelle Frage zentral in den Fokus: "Wie widerstandsfähig ist das deutsche Gesundheitssystem im Falle einer Landes- oder Bündnisverteidigung?
Professor Dr. Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, brachte es auf den Punkt: "Unser Gesundheitssystem ist auf planbare Eingriffe ausgerichtet - nicht auf täglich 1.000 Verletzte nach Artilleriebeschuss." Es fehle an darauf spezialisierten Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Material. Um dieser Herausforderung wirksam zu begegnen, brauche es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz.
Auch Generalstabsarzt Dr. Johannes Backus, Kommandeur des Fachkommandos Gesundheitsversorgung der Bundeswehr, nahm das Thema in München auf. "Unsere fünf Bundeswehrkrankenhäuser allein reichen nicht aus, um die medizinische Versorgung der Streitkräfte in Krise und Krieg zu gewährleisten", so Dr. Backus. Die zivilen Kliniken müssten ertüchtigt werden, um im Ernstfall ihren entscheidenden Beitrag leisten zu können. "Wir wollen und müssen sie mit wehrmedizinischer Expertise vertraut machen - denn ohne dieses Wissen, werden zivile Krankenhäuser diese Patientenklientel nicht versorgen können."
In einem Kriegs- oder Krisenszenario würde die Hauptlast der klinischen Versorgung bei den zivilen Krankenhäusern liegen. Doch um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen sie personell, organisatorisch und technisch darauf vorbereitet sein. "Die Zusammenarbeit zwischen dem Sanitätsdienst der Bundeswehr und zivilen Krankenhäusern muss jetzt intensiviert werden - mit klaren Strukturen, gezielten Schulungen und einer übergreifenden digitalen Patientensteuerung. Resilienz gilt für alle: Sie beginnt bei der Ersten Hilfe in der Bevölkerung und endet bei der hochspezialisierten Notfallversorgung im Krankenhausteam".
Ein ausschließlich auf ökonomische Effizienz ausgerichtetes Gesundheitssystem ohne Reserven sei in einer Krise nicht tragfähig. Es brauche Pufferkapazitäten, um im Notfall handlungsfähig zu bleiben. "Wir müssen jetzt die notwendigen Kapazitäten schaffen, um eine krisenfeste und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung auch in Krisen und im Krieg sicherzustellen" erklärt Dr. Backus. Dabei müssten gezielt die neun BG Kliniken, die 36 Universitätskliniken sowie die großen Maximalversorger im Sinne einer ersten Auffanglinie ertüchtigt werden. Dabei haben aber auch die Grund- und Regelversorger ihre ganz spezifische Rolle und sind enorm wichtig für die Flächenversorgung. Das während der Pandemie erprobte Kleeblatt-System zur Patientenverteilung sei ein guter Anfang gewesen, reiche aber ohne übergreifende Koordination und widerstandsfähige Infrastruktur nicht aus.
Das Fazit: Zivile und militärische Akteure müssen gemeinsam Strategien für den Ernstfall entwickeln - und diese in Übungen auf ihre Funktionalität testen. Denn eines ist klar: "Krankenhäuser sind im Ernstfall das Rückgrat der medizinischen Versorgung", so Dr. Backus.
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