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Der Name Tesla war mal ein Garant für Innovation und Boom. Doch jetzt steht der Elektroauto-Pionier am Abgrund. Proteste gegen Elon Musk, einstürzende Verkaufszahlen und ein Aktienkurs, der seit Wochen nur noch ein Ziel kennt: abwärts. Warum immer mehr Anleger die Reißleine ziehen - und ob der Tiefpunkt schon erreicht ist. Hier die harten Fakten.
Elon Musk: Vom Visionär zum Brandbeschleuniger
Tausende Menschen auf der Straße, brennende Teslas, Hassparolen an Showroom-Wänden: Elon Musk, einst gefeiert als Tech-Messias, ist zum Feindbild geworden. Seine Nähe zu Ex-Präsident Trump und rechtspopulistischen Gruppen in Europa hat Tesla ins politische Kreuzfeuer manövriert. "Elon muss weg!" skandierten Demonstranten letzte Woche in New York, Berlin und Vancouver. In Kalifornien griffen wütende Aktivisten sogar Tesla-Fahrer an. Klar, Musk lässt sich nicht einschüchtern, aber die Kunden schon. Laut einer Umfrage lehnen 55 Prozent der Amerikaner ihn mittlerweile ab. Jeder zweite potenzielle Käufer sagt: "Wegen Musk kein Tesla." Ein Immobilienentwickler aus Boston verkaufte sein Model 3, weil er sich "geschämt" habe, damit gesehen zu werden. Doch es kommt dicker: In Hannover und Ottersberg gingen Tesla-Autos in Flammen auf, Ladestationen wurden verwüstet. Die US-Justiz spricht von "inländischem Terrorismus". Musk schießt zurück, nennt Medien "Bösewichte", die zu Gewalt anstacheln. Doch der Imageschaden ist da. Früher war Tesla cool, heute polarisiert die Marke. Und während Musk sein KI-Startup xAI mit dem Sozialmedium X fusioniert, fragen sich Aktionäre: Kümmert er sich überhaupt noch ums Kerngeschäft?
Verkäufe crashen, Gebrauchtmarkt ertrinkt, Konkurrenz lacht
Teslas Zahlen lesen sich wie eine Horror-Story: Im Februar brach der Absatz in Deutschland um 76 Prozent ein, in Europa geht die Kurve steil nach Süden. Analysten prophezeien für Q1 weltweit 378.000 Auslieferungen. Das sind 10.000 weniger als 2024. Das neue Model Y soll es retten. Zwar mit etwas mehr Akku-Power ausgestattet, aber der Hype könnte ausbleiben. Die Kunden warten auf das versprochene Billigmodell, das seit Jahren nicht kommt. Stattdessen setzt Musk auf Roboter und selbstfahrende Autos, "nur noch Rauschen", wie er selbst sagt.
Gleichzeitig überschwemmt ein Tsunami gebrauchter Teslas den Markt. Die Zahl verfügbarer Secondhand-Flitzer stieg 2025 um 33 Prozent. Viele Besitzer wollen weg von der Marke und zwar schnell. Die Preise purzeln. Ein gebrauchter Tesla liegt 10.000 US-Dollar unter Konkurrenzmodellen. "Teslas Hochzeit ist vorbei", warnt Branchenexpertin Stephanie Valdez Streaty. Die Konkurrenz freut sich: Während VW, Hyundai & Co. mit neuen Modellen glänzen, wirkt Teslas Palette wie ein Oldtimer.
Und dann die Trump-Zölle: 25 Prozent auf Autoimporte. Zwar trifft es Tesla weniger hart, denn die Produktion läuft größtenteils in den USA. Doch der Beigeschmack bleibt. Musk als Nutznießer von Politik, die andere abstraft. Ein kurzfristiger Vorteil, der langfristig noch mehr Kunden vergrault.
Charttechnik: Der Abwärtstrend beißt sich fest
Neun Wochen lang nur rote Zahlen, so schlimm war es für Tesla-Aktionäre seit Jahren nicht. Zwar gab es zuletzt Mini-Erholungen, aber jede Rally verpuffte schnell. Der Kurs pendelt aktuell um die 260 US-Dollar-Marke, weit entfernt vom Allzeithoch. Charttechniker sehen klare Signale: Die 200-Tage-Linie ist gerissen, der RSI war die letzten Wochen zwar im überverkauften Bereich und lugt nun langsam über die 30er Marke wieder nach oben. Dies eröffnet weiteres Short-Seller-Potenzial für die Aktie. Aktuell gilt für die Bären: Der Trend ist dein Freund. Bis der Boden klar ist, könnte die Devise lauten: Finger weg! Die nächste kritische Marke auf dem Weg nach unten ist bei 215 US-Dollar. Fällt der Kurs darunter, könnte die Talfahrt Richtung 180 US-Dollar rasen. Und dann? Bei anhaltendem Negativ-Newsflow ist sogar die 100 US-Dollar-Marke nicht mehr utopisch. Denn Vertrauen ist wie ein Luftballon - einmal geplatzt, bringt ihn kein noch so cleveres KI-Projekt so schnell wieder zurück.
Jetzt noch raus?
Tesla steckt in der Zwickmühle: Die Quartalszahlen dürften mau ausfallen, der Gebrauchtmarkt übersättigt, die Proteste kein Ende nehmen. Zwar könnte Musk mit der xAI/X-Fusion frisches Kapital anlocken, und die Trump-Zölle entlasten kurzfristig. Doch langfristig wiegen die Risiken schwerer. Die Fundamentaldaten sind angeschlagen, die Charttechnik signalisiert weiteres Downside-Potenzial, und die negative Stimmung ist wie Mehltau auf der Marke. Für Anleger heißt das: Wer noch dabei ist, könnte sich ernsthaft überlegen, die Position zu verkleinern oder ganz aussteigen. Ja, Tesla könnte sich kurzzeitig erholen, aber das wäre dann kein Fundamentaldaten-, sondern ein Zockerspiel. Wer auf Nummer sicher gehen will, könnte lieber Gewinne mitnehmen oder setzt auf Stopp-Loss-Orders. Denn bis Musk die Wende schafft, könnten die 100 US-Dollar näher sein, als viele denken. Manchmal ist wegschauen teuer - bei Tesla vielleicht gerade jetzt. Aber wie immer gilt: Alles ist an der Börse möglich, auch das Gegenteil.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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