
"Wir dürfen nicht zulassen, dass die Nato in ihre Einzelteile zerfällt: in die USA, Europa und einzelne Länder wie Großbritannien oder die Türkei", sagte Cingolani dem "Spiegel". Vielleicht müsse man das Bündnis anders organisieren, aber es könne "geopolitisch immer noch ein starkes Statement setzen".
Die Nato brauche neben den USA mehrere starke Mitspieler, Europa solle so ein Mitspieler sein. "Bisher war die Nato zu einseitig auf die USA ausgerichtet, wir müssen das System besser ausbalancieren, das würde das Militärbündnis insgesamt stärken." Eine Führungsrolle komme bei dieser verteidigungspolitischen Neuordnung der Bundesrepublik zu. "Wir brauchen ein starkes Deutschland", so der Leonardo-Chef. "Ich erwarte, dass die neue Regierung einen guten Job macht." Cingolani spricht sich außerdem dafür aus, die Definition der Verteidigungsausgaben weiter zu fassen.
US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt mehrfach gefordert, die europäischen Nato-Staaten sollten fünf Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung ausgeben; derzeit liegen die Quoten eher bei zwei Prozent. In Zukunft könne ein Krieg damit beginnen, dass ein Land digital lahmgelegt werde, sagte Cingolani.
Deswegen halte er es für besonders wichtig, in Europa die Cybersicherheit zu erhöhen. "Wir müssen Netzwerke und Server schützen, und wir müssen selbst in Quantencomputing, künstliche Intelligenz und Satelliten investieren." Beziehe man solche Ausgaben für digitale Infrastruktur mit ein, "dann ist ein Verteidigungsbudget von fünf Prozent nicht zu viel".
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