
DJ Bundesbank: Reales Vermögen deutscher Haushalte seit 2021 gesunken
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Das Nettovermögen deutscher Haushalte ist nach Erkenntnissen der deutschen Bundesbank bei Berücksichtigung der Inflation (real) zwischen 2021 und 2023 gesunken, war aber immer noch höher als vor Beginn der Corona-Pandemie. Wie die Bundesbank mitteilte, nahmen die Vermögen ohne Berücksichtigung der Inflation (nominal) leicht zu. Im Mittel verfügten die Haushalte demnach 2023 über ein Nettovermögen von rund 324.800 Euro und damit über etwa 3 Prozent mehr als 2021. Inflationsbereinigt ergab sich aber ein Rückgang von 11 Prozent auf 239.200 Euro.
Der Median der Nettovermögen, der die Mitte der Vermögensverteilung markiert und die Haushalte in eine vermögensärmere und vermögensreichere Hälfte teilt, ging inflationsbereinigt sogar um 16 Prozent auf 76.000 Euro zurück. Nominal verringerte er sich um nur 3 Prozent auf 103.200 Euro. Unterteilt man die Höhe des Nettovermögens in drei Gruppen, so sanken diese in der unteren Hälfte real um 22 Prozent, im Bereich der obersten 50 bis 90 Prozent um 5 Prozent und bei den obersten 10 Prozent um 14 Prozent.
Die Zeit zwischen dieser und der Befragung 2021 war geprägt von hohen Inflationsraten und steigenden Kredit- und Sparzinsen. Zudem gab es eine stagnierende Entwicklung am Aktienmarkt und leicht rückläufige Immobilienpreise. Außerdem wurde teilweise der während der Corona-Pandemie entstandene Konsumstau abgebaut.
"Im Trend der Jahre 2010 bis 2017 ist das reale Nettovermögen um 3,8 Prozent gestiegen. Wenn wir diesen Trend bis 2023 fortschreiben, dann ist das reale Nettovermögen niedriger als das, was wir tatsächlich verzeichnen", sagte Bundesbank-Forschungsdirektor Falko Fecht bei der Vorstellung des Berichts. Der Median der Nettovermögen stieg seit 2027 real um 18 Prozent.
Die Verteilung der Nettovermögen veränderte sich zwischen 2021 und 2023 kaum. Der Gini-Koeffizient, der ein Maß für die Vermögensungleichheit ist, sank auf 72,4 (2021: 72,8). Prozent 2010 hatte er bei 75,8 Prozent gelegen. Gemäß der verteilungsbasierten Vermögensbilanz für den Euroraum bewegen sich die Gini-Koeffizienten der einzelnen Mitgliedsländer in einem Bereich von 57 bis 77 Prozent. Dabei rangiert Deutschland mit einem Wert von gut 76 Prozent am oberen Rand. Unter Einbeziehung von Rentenansprüchen liegt der deutsche Gini-Koeffizient nur bei rund 58 Prozent.
Teilt man das Niveau der Nettovermögen in drei Gruppen, so spielen bei der untersten Gruppe vor allem Bankguthaben und Sachwerte wie Autos eine Rolle. In der mittleren Gruppe gewinnen Immobilienbesitz (und Hypothekenkredite) sowie Aktien- und Fondsanlagen an Bedeutung, in der obersten Gruppe spielen letztere sowie Unternehmensvermögen eine Rolle. Befragt wurden 4.000 Haushalte, sehr hohe Nettovermögen ab etwa 100 Millionen Euro sind nicht erfasst.
Laut Bundesbank-Studie hat das Sparen in Wertpapieren in den vergangenen Jahren stetig an Bedeutung gewonnen, auch am unteren Ende der Vermögensverteilung. Ersparnisse wanderten nicht mehr quasi-automatisch auf das Konto, sagte Bundesbank-Vorständin Fritzi Köhler-Geib. "Dass bewusst unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden, ist langfristig eine positive Entwicklung", fügte sie hinzu.
Der Anteil der verschuldeten Haushalte sank auf 39 (41) Prozent. Der Anteil des Nettoeinkommens, den diese Haushalte für die Tilgung und Zinszahlungen von Krediten aufwendeten, betrug 18 Prozent.
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