
Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft (Bank Lending Survey), erstes Quartal 2025
Wien (APA-ots) - Die Nachfrage der österreichischen Privathaushalte nach Wohnbaukrediten stieg aufgrund der sinkenden Zinsen im ersten Quartal 2025 deutlich. Auch für das zweite Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage. Im Gegensatz dazu sank die Kreditnachfrage der österreichischen Unternehmen im ersten Quartal 2025 abermals. Sie ist damit aufgrund der anhaltenden Rezession bereits seit zweieinhalb Jahren rückläufig. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken befragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde im März 2025 durchgeführt.
Private Wohnbaukredite: Nachfrage erholt sich zunehmend - Banken registrieren deutlichen Anstieg im ersten Quartal 2025, erwarten weitere Erholung für das zweite Quartal 2025
Nach einem historischen Tief Anfang 2024 steigt die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnbaukrediten seit dem ersten Halbjahr 2024 wieder. 2024 war der Anstieg noch moderat, im ersten Quartal 2025 verstärkte er sich dann. Für das zweite Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage.
Hauptgrund für diese Entwicklung sind die sinkenden Zinsen - wesentlich bestimmt durch die Zinspolitik der EZB. Von Juni 2024 bis März 2025 hat die EZB ihren Leitzins schrittweise von 4 Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt, und weitere Leitzinssenkungen werden erwartet. Infolgedessen sinkt das Zinsniveau allgemein, und Kredite werden billiger. Zusätzlich werden Kredite leistbarer, weil die Realeinkommen der privaten Haushalte zuletzt gestiegen sind. Die Finanzierung von privatem Wohnbau wird leichter möglich und entsprechende Finanzierungsanfragen bei den Banken nehmen zu.
Die gestiegene Nachfrage der privaten Haushalte nach
Wohnbaukrediten (gemäß den Umfrageergebnissen) hat auch zu einer gestiegenen Neuvergabe von Wohnbaukrediten durch die Banken (gemäß OeNB-Kreditstatistik) geführt. Im Jänner und Februar 2025 wurden pro Monat durchschnittlich 1,1 Mrd EUR an neuen Wohnbaukrediten vergeben. Das liegt um mehr als die Hälfte über den Vorjahreswerten (Jänner und Februar 2024). Die derzeit zunehmende Nachfrage nach Wohnbaukrediten signalisiert einen weiteren Anstieg der Neukreditvergabe in den nächsten Monaten. Eine expansive Kreditentwicklung wie in den Jahren der Niedrigzinsphase bis Mitte 2022 ist aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Zum Vergleich: 2021 betrug die Neukreditvergabe für privaten Wohnbau durchschnittlich 2,1 Mrd EUR pro Monat.
Unternehmenskredite: Nachfrage sinkt seit zweieinhalb Jahren, aber Aussicht auf Trendwende im zweiten Quartal 2025
Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist zweieinhalb Jahre lang gesunken - vom vierten Quartal 2022 bis zum ersten Quartal 2025. Wesentlicher Grund dafür war ein rückläufiger Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Anlageinvestitionen. Die befragten Banken sind für die weitere Entwicklung vorsichtig optimistisch - erstmals seit Mitte 2022. Für das zweite Quartal 2025 erwarten sie einen leichten Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten.
Die wirtschaftlichen Risiken sind seit 2022 laufend gestiegen ( allgemeine Wirtschaftslage, Kreditwürdigkeit der Unternehmer). Die Banken haben daher ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit 2022 umfassend verschärft. Mit Angebotspolitik sind die Kriterien der Banken für die Kreditvergabe und die Kreditkonditionen, wie z. B. Kreditzinsen und Kreditsicherheiten, gemeint. Für Unternehmen ist es somit schwieriger geworden, Kredite aufzunehmen, weil Banken vermehrt Kreditanträge ablehnen und die Kreditkonditionen schlechter geworden sind.
Sowohl die Nachfrageschwäche als auch das restriktiver gewordene Kreditangebot spiegeln das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld wider. Österreich ist seit Mitte 2022 in einer Rezession. 2024 ist die heimische Wirtschaftsleistung um mehr als 1 Prozent geschrumpft, die Anlageinvestitionen um über 3 Prozent. Die Rezession dürfte gemäß aktuellen Prognosen bis Mitte 2025 anhalten.
Die Zentralbanken des Euroraums - in Österreich die
Oesterreichische Nationalbank (OeNB) - führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
Ein ausführlicher Bericht über die Österreich-Ergebnisse wird in der Publikationsreihe "OeNB Reports" veröffentlicht ( www.oenb.at/Publikationen/Volkswirtschaft/reports.html ). Weitere Informationen und Daten zur Umfrage finden sich auf der OeNB-Website unter www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das- kreditgeschaeft.html .
Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert (
www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.e- n.html ).
Rückfragehinweis:
Oesterreichische Nationalbank
Mag.a Marlies Schroeder, MiM
Telefon: (+43-1) 404 20-6900
E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at
Website: https://www.oenb.at
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