
© Foto: Symbolbild von Roberto Sorin auf Unsplash
Bei Evotec bleibt die Stimmung angespannt. Nach monatelangem Abwärtstanz springt die Biotech-Aktie immer mal wieder kurz hin und her. Hoffnungsschimmer, oder nur eine kurze Verschnaufpause vor dem nächsten Tiefschlag? Am heutigen Tag, Gründonnerstag, stehen die Jahreszahlen 2024 an, und die Börse fiebert mit. Schafft Evotec die prognostizierten 794 Mio. Euro Umsatz? Kann der Konzern nach den Cyberangriffen, dem Führungs-Chaos und Vertrauensverlust noch überzeugen? Die hohe Volatilität verrät, dass hier das große Zittern längst angefangen hat. Wer jetzt einsteigt, geht ein hohes Risiko ein und erwischt vielleicht den perfekten Moment für ein Schnäppchen - oder auch nicht.
Warum die Evotec-Aktie gerade alle nervös macht
Die letzten Monate waren für Evotec Anleger eine Achterbahnfahrt - teilweise auch ohne Sicherheitsgurt. Seit Jahresbeginn hat die Aktie knapp 30 Prozent verloren, vom Hoch aus August 2022 bei 29,69 ist die Aktie meilenweit entfernt. Ebenso vom 52 Wochenhoch. Dafür ist das Tief bei 5,06 aus dem August 2024 wieder in greifbare Nähe gerückt. Selbst das aktuelle Mini Comeback auf knapp 6 Euro ändert wenig - der Kurs schwankt nur knapp 14 Prozent über dem Tief von 5,06 Euro.
Doch warum der kleine Aufbäumer zuletzt? Klare Antwort - Spekulationen. Am heutigen Tag veröffentlicht Evotec die Bilanz für 2024 und der Markt hofft auf ein Wunder. Konkret geht es um drei Punkte. Erstens die Prognoseerfüllung - das Unternehmen hatte zuletzt 790 bis 820 Millionen Euro Umsatz und 15 bis 35 Millionen Euro EBITDA versprochen. Analysten rechnen jedoch mit einem Umsatz am unteren Ende der Erwartungen und nur 12,3 Millionen Euro EBITDA. Zweitens die Zukunftsaussichten .Für 2025 erwarten Experten einen Umsatzsprung auf 877 Millionen Euro. Doch kann Evotec diese Ziele ohne stabilen Vorstand und nach dem Cyberangriff 2023 überhaupt stemmen? Drittens die Vertrauensfrage - Ex CEO Werner Lanthaler verließ Anfang 2024 überraschend den Konzern, nach verspäteten Insiderhandelsmeldungen. Seitdem kämpft das Management um Glaubwürdigkeit.
Der aktuelle RSI der gerade wieder über die 30 lugt, zeigt zwar ein Reboundszenario an, doch ob das von Dauer geprägt sein wird, hängt alles von den Zahlen und der Marktreaktion darauf ab. Ein weiterer Absturz droht, falls die Zahlen enttäuschen.
Fundamentale Baustellen sind groß
Evotec steckt in der Identitätskrise. Der Hamburger Wirkstoffpionier, einst Vorzeigebranchenliebling, hat in den letzten zwei Jahren gleich mehrere Krisen verwaltet und kaum eine gemeistert. Das Führungs-Durcheinander begann mit dem überraschenden Rücktritt von CEO Werner Lanthaler Anfang 2024, gefolgt von weiteren Vorstandswechseln. Zuletzt verließ auch der CFO das Unternehmen, was weitere Zweifel an der Stabilität schürte. Hinzu kam der Cyberangriff 2023, der Teile der IT lahmlegte. Dies ist zwar schon lange her, aber ein Imageschaden bleibt, der bis heute nachwirkt. Die Folgen sind spürbar. Im letzten Quartal 2024 sank der Umsatz um 5,8 Prozent auf 184,89 Millionen Euro, der Verlust je Aktie stagnierte bei minus 0,22 Euro. Trotz dieser Rückschläge gibt es Lichtblicke. Für 2025 prognostizieren Analysten einen EBITDA Anstieg auf 73,2 Millionen Euro. Das ist fast das Sechsfache des aktuellen Niveaus. Doch die Frage bleibt, wie will Evotec dieses Wachstum ohne stabile Führung und mit angeschlagener Reputation erreichen?
Charttechnik - Die Aktie steht nahe des Abgrunds
Der Chart verrät was Investoren denken. Man kann alle Nachrichten im Kursverlauf ablesen. Seit April 2024 ging es fast ununterbrochen bergab. Die Aktie testete zuletzt die kritische Unterstützungszone um 5 Euro, ein Bruch dieses Niveaus könnte den Weg zu 3 bis 4 Euro freimachen. Bei knapp 4 liegt übrigens das Kursziel der Deutschen Bank.
Gleichzeitig gibt es kleine Hoffnungssignale. Das längerfristige RSI von knapp über 30 deutet auf einen möglichen Rebound hin und könnte auch Vorbote einer Trendwende sein. Sollte die Aktie die 6,50 Euro Marke nach oben durchbrechen, würde dies charttechnisch eine bullische Kehrtwende signalisieren. Dann könnte der Kurs sogar in Richtung 10 oder gar 15 Euro marschieren. Bei 10 Euro oder gar darüber liegen auch einige Analystenschätzungen, die bullisch auf Evotec sind. Ob sie dies aber nach den Zahlen noch sind, wird sich am heutigen Tag, bzw. in den nächsten Tagen zeigen.
Augen auf am Gründonnerstag
Evotec ist aktuell ein Hochrisiko Investment, aber mit Chance auf hohe Rendite. Wer hier einsteigt, sollte zwei Szenarien im Blick haben.
Im optimistischen Fall könnte die Aktie auf 10 bis 15 Euro zulegen, falls sie nach den Zahlen die 6,50 Euro Marke überspringt. Voraussetzung dafür ist, dass Evotec die Prognose für 2025 bestätigt und einen schlüssigen Plan zur Vertrauenswiederherstellung präsentiert. Gelingt der Turnaround, könnte die Aktie langfristig zurück zu zweistelligen Kursen klettern.
Im pessimistischen Szenario droht ein Absturz auf 3 bis 4 Euro, falls die Bilanz enttäuscht und die Aktie unter 5 Euro fällt. Ein Fall unter 5 Euro könnte Panikverkäufe auslösen.
Die aktuellen Bewertungen spiegeln bereits viel Skepsis wider. Doch der heutige Donnerstag wird zum Test. Wir würden warten und nach den Zahlen entscheiden, wenn der Markt eine Richtung vorgibt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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