
Der Kanton Bern geht einen wegweisenden Schritt in der Sozialpolitik: Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) hat einen neuen Leistungsvertrag mit Rahab Bern - einem Arbeitszweig der Stiftung Heilsarmee Schweiz - abgeschlossen. Damit beauftragt der Kanton erstmals offiziell eine Organisation mit der ganzheitlichen Begleitung von Menschen, die aus der Prostitution aussteigen wollen. Für das Jahr 2025 stellt der Kanton Bern dafür Mittel in der Höhe von rund 164'000 Franken zur Verfügung. Die Heilsarmee ergänzt dieses Engagement mit jährlich 310'000 Franken aus Eigenmitteln, hauptsächlich Spenden.
Mit dem neuen Vertrag setzt der Kanton Bern ein Zeichen: Es handelt sich um eines der ersten systematisch finanzierten kantonalen Angebote zur Ausstiegsbegleitung in der Schweiz. Vergleichbare kantonale Initiativen existieren derzeit nur vereinzelt, meist ohne nachhaltige Finanzierung.
Rahab Empowerment: Ganzheitliche Unterstützung für Betroffene
Das Programm Empowerment von Rahab Bern existiert seit 2018 und hat sich in kurzer Zeit als zentrale Anlaufstelle für Menschen in der Prostitution etabliert, die den Wunsch haben, aus dem Sexgewerbe auszusteigen. Bisher konnte 67 Personen mit einem Ausstiegswunsch individuelle Unterstützung angeboten werden - mit messbarem Erfolg: 43 davon sind heute nicht mehr in der Prostitution, 36 gar finanziell unabhängig. Bis anhin hat die Heilsarmee das Programm Empowerment mit Spendenmitteln finanziert. Der Leistungsvertrag mit dem Kanton erlaubt es nun, das Programm auszubauen und so auf die grosse Nachfrage zu reagieren.
Rahab Empowerment arbeitet mit einem spezialisierten Team aus Fachkräften und Freiwilligen mit einem Case-Management-Ansatz. Nebst psychosozialer Begleitung unterstützt Rahab Betroffene bei der Arbeits- und Wohnungssuche, bietet bei Bedarf drei Notwohnungen an, gewährleistet finanzielle Überbrückungshilfe, überprüft Rückkehrmöglichkeiten ins Heimatland, finanziert Deutschkurse und gewährleistet Triage an wichtige Fachstellen (Opferhilfe, Schuldenberatung, medizinische und psychologische Angebote).
Ausstieg ohne Hilfe kaum möglich
In der Schweiz arbeiten schätzungsweise bis zu 20'000 Menschen in der Prostitution, der überwiegende Teil sind Migrantinnen. Viele Betroffene leiden unter Gewalt, Traumatisierung und sozialer Isolation. Es ist davon auszugehen, dass ein Grossteil der Betroffenen aussteigen würde, sofern passende Perspektiven und Unterstützungsangebote bestünden.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie:
Carina Germann, Sozialarbeiterin Rahab Bern | Tel. +41 76 573 45 06 | carina.germann@heilsarmee.ch
Simon Bucher, Mediensprecher Heilsarmee Schweiz | Tel. +41 76 365 75 59 | simon.bucher@heilsarmee.ch
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