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Der Handelskonflikt tobt, Fluggäste werden preissensibler und plötzlich tritt Lufthansa standhaft auf die Bremse. Während United und andere Airlines schon von nachlassender Nachfrage in den USA klagen, liefert Europas größte Airline derzeit noch relativ gut besetzte Flieger. Intern spricht das Management von einem "perfekten Sturm", für den man gewappnet sein müsse. Zugleich lotet die Lufthansa neue Felder aus, die sie besetzen könnte, wie z. B. Bundeswehr-Logistik, NATO-Einsätze und Wartungsverträge, die die Auslastung stabil halten könnte. Ob das reicht, um den nächsten Abschwung zu überstehen? Hier erfahren Sie, wie die Kranich-Airline navigiert und was Aktionäre jetzt wissen sollten.
Boom und Bremsmanöver
Seit dem Pandemie-Ende herrscht in der Luftfahrt ein regelrechter Nachholbedarf. Ticketpreise explodierten, Flugzeuge landen und starten wieder an vollen Terminals. Doch der Handelsstreit zwischen den USA und Europa trübt die Stimmung. Die Ticketpreise in den USA und hohe Zölle könnten die Nachfrage bremsen. United Airlines, Air France-KLM und Co. melden bereits spürbare Rückgänge. Bei Lufthansa läuft die Entwicklung dagegen noch relativ glatt: Die Buchungszahlen bleiben robust, und die geplanten Q1-Zahlen am 29. April sollen das bestätigen. Auf einer internen Konferenz skizzierten Vorstände Notfallpläne für eine mögliche Eskalation des Konflikts. Flottenanpassungen, Kostensenkungen und flexible Routenführung stehen auf der Agenda. Für sie ist klar, dass der perfekte Sturm sich abfedern lässt, wenn man früh genug reagiert.
Neue Einnahmeströme erschließen
Während Kurz- und Mittelstrecken weiter gut ausgelastet sind, sucht Lufthansa zusätzliche Anker. Ein besonders spannendes Feld ist die Kooperation mit der Bundeswehr. In vertraulichen Gesprächen plant die Luftwaffe, die Airline im Ernstfall für Transporte von Soldaten und Material an die NATO-Ostflanke zu nutzen. Lufthansa Cargo hat bereits Verhandlungen über die "NATO-Drehscheibe" aufgenommen. Parallel intensiviert Lufthansa Technik den Wartungsservice für Hubschrauber, Drohnen und Flugzeuge des Verteidigungsministeriums. Konzernchef Carsten Spohr bestätigte, dass die Airline-Gruppe die Pilotenausbildung der Bundeswehr ausweiten will. Diese staatlichen Aufträge geben der Airline eine stabile Auslastung, auch wenn das Kerngeschäft unter Druck gerät.
Charttechnik
Wer auf den Lufthansa-Kurs blickt, sieht ein auf und ab - auch in diesem Jahr. So ging es zu Beginn des Jahres ausgehend von einem Tief bei 5,53 Euro bis auf 8,15 Euro im Hoch nach oben. Dies sind immerhin rund 50 Prozent Kursperformance binnen weniger Wochen, bevor aber die Kurswende kam und es wieder zurück auf Los ging. 5,54 Euro standen nach dem Zollschock wieder auf der Anzeigetafel. Aktuell notiert der MDAX-Titel bei rund 6,20 Euro - über dem 3-Jahres-Tief von 5,31 Euro, aber noch deutlich unter dem Jahreshoch bei 8,15 Euro und noch deutlicher unter dem 3-Jahreshoch bei 11,15 Euro. Kurzfristig haben die Bullen zwar wichtige Widerstände nach oben hin überwunden und auch die 50- und 200-Tage-Durchschnitte drehen langsam wieder nach oben. Ein Ausbruch über 6,50 Euro könnte den Weg zum nächsten Widerstand bei 7 Euro ebnen. Rutscht der Kurs jedoch unter 6 Euro zurück, droht eine Folgekorrektur bis 5,70 Euro und dann Richtung der oben geschilderten Tiefs. Charttechnisch bleibt die Lage spannend, weil die Trendlinien nahe beieinanderliegen und schnelle Richtungswechsel ermöglichen.
Was tun?
Lufthansa kämpft mit globalen Risiken, zeigt aber Flexibilität bei Preisgestaltung und Routenplanung. Die geplanten Q1-Zahlen, mit einem voraussichtlichen Umsatzanstieg um rund dürften die Analysten interessieren. Zusätzliche Staatsaufträge aus Militär und Wartung stabilisieren den Cashflow. Charttechnisch bleibt die Aktie zwischen 6,00 und 6,50 Euro gefangen. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis ist moderat bei ca. 6 und damit unter dem Branchendurchschnitt. Für risikobereite Anleger bietet sich eine Abwägung für einen Einstieg um 6,00 - 6,20 Euro, sofern man recht eng - z. B. bei 5,70 Euro absichert. Wer auf Nummer sicher gehen will, wartet eine klare Kursbewegung jenseits von 6,50 Euro sowie die Q1 Ergebnisse ab. In Summe bleibt Lufthansa ein typischer Zykliker, hat aber auch deutliches Gefahrenpotenzial in sich.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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